Modellflug in CORONA Zeiten – Not macht erfinderisch

Der Corona-Lockdown traf die Modellflieger der Interessengemeinschaft Modellflugsport e.V. (IMS) während die Hallenflugsaison gerade zu Ende ging und die Freiluftsaison beginnen sollte. Nach den ersten Lockerungen war eingeschränkter Modellflug im Vereinsrahmen unter den jeweiligen Bedingungen wieder möglich. Doch die Jugendarbeit und die Wettbewerbe mussten stark eingeschränkt stattfinden die Wettbewerbe sogar ganz abgesagt werden. Der Verein hätte, wie in den Jahren zuvor, ein internationales Meeting für Gleitschirmpiloten (Foto) ausgerichtet und wie üblich seit über30 Jahren die Antik Modellflugfreunde aus ganz Deutschland zu Gast gehabt. Alle Wettbewerbe der Saison 2020 wurden vom Deutschen Modellfliegerverband e.V. (DMFV) abgesagt. Jährlich nehmen Mitglieder der IMS an Flugtagen und internationalen Wettbewerben teil. So waren die Modellflieger der Sportsparte Fallschirmzielspringen, die an Meisterschaften im In und Ausland teilnehmen, zum Training auf dem eigenen Fluggelände am Altenberg gezwungen.

Not macht erfinderisch.

Der zuständige Sportreferent des DMFV, Norbert Heinz, hatte dann einen „Online-Fun-Wettbewerb“ ausgeschrieben dessen Ergebnis aber nicht zum laufenden Wettbewerb der European Para Trophy zählt. Die Idee dahinter war, einmal zu Corona-Zeiten wieder einmal die Leistungen zu messen. Normalerweise wetteifern die Fallschirmspringer um die höchste Zielgenauigkeit. 

Wegen Corona musste aber in diesem Jahr jeder einzeln auf seinem Heimatflugplatz die Aufgabestellung absolvieren. Die Ergebnisse trugen die Teilnehmer – natürlich auf Ehr‘ und Gewissen – auf einer Online-Plattform ein. „Vier Sprünge wurden gewertet“. Gelandet werden sollte möglichst nah an einem markierten Punkt – jeder Zentimeter Entfernung vom Landepunkt ergab einen Strafpunkt. Gewinner ist, wer in vier Sprüngen aufsummiert die wenigsten Zentimeter Entfernung vom Landepunkt vorzuweisen hat. 

Von der IMS Bad Neustadt beteiligten sich drei Reinhard Pötzl als Schlepppilot sowie Udo Straub und Werner Mindner. 

Insgesamt haben 73 Damen und Herren, davon 3 Jugendliche auf ihren heimischen Plätzen teilgenommen. Mit am Start waren der amtierende Europameister, der amtierende Deutsche Meister und neben den deutschen Modellsportlern auch Teilnehmer aus Südafrika, USA, Schweiz und den Niederlanden.

Wie wird so ein Modell ins gewünschte Ziel gesteuert? „Im Bauch des Modellspringers befinden sich drei kleine Elektromotoren – Servo genannt -, ein Funkempfänger für die Fernsteuerung und ein kleiner Akku“, erklärt Straub. Über ein Servo wird das Öffnen des Packsacks und somit das Entfalten des Schirms gesteuert. Die beiden Arme besitzen ebenfalls je ein Servo und werden damit auf und ab bewegt. Über Steuerleinen, die an den Händen befestigt sind, wird dann die Hinterkante des Schirms nach unten gezogen, um Kurvenflüge und Gleitwinkel zu koordinieren. Um den Modellspringer überhaupt in die Luft zu bekommen verwenden die Teilnehmer ein „Schleppmodell“. 

Dabei handelt es sich um ein selbstgebautes, mit Benzin angetriebenes Flugzeug-Modell von Reinhard Pötzl mit 2,8 Metern Spannweite und 60 ccm Hubraum. Mit diesem Modell können bis zu zwei Springer gleichzeitig nach oben gebracht werden. „Die Springerpiloten sagen ihm dann wo sie ihren Springer absetzen, beziehungsweise ausgeklinkt haben möchten, erklärt Reinhard Pötzl. Normalerweise wird das in einer Höhe von etwa 300 Metern gemacht. Der Springerpilot orientiert sich dabei an Windgeschwindigkeit und Richtung, damit er eine gute Ausgangsposition für den anschließenden Gleitflug zum Zielpunkt hat. „Das bedeutet quasi, dass der Schlepppilot den Springer absetzt. 

Ersterer steuert das Absetzen, anschließend übernimmt der Springerpilot selbst. Nach mehreren Sekunden im freien Fall öffnet er den Fallschirm und versucht sofort, den Schirm vor dem Wind auszurichten. Der Springerpilot beobachtet die Gleitgeschwindigkeit und steuert so den Springer mit dosierten Gleitwinkelveränderungen und Kurven, um möglichst nahe am Zielpunkt zu landen. Für die Wertung wird der Punkt des ersten Bodenkontakts der Springerfüße zum Zielmittelpunkt gemessen.

Übrigens durfte Udo Straub im ZDF-Fernsehgarten Andrea Kiewel (KIWI) und den Zuschauern diese Sportart anschaulich vorstellen. Im Online-Wettbewerb mit insgesamt 73 Teilnehmern aus aller Welt haben sich die Springerpiloten der IMS Bad Neustadt gut geschlagen. Udo Straub sprang auf den 19. Platz und Werner Mindner auf den 65.

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